Das Nicht-Kämpfen in der Kampfkunst
Kampfkunst kann man mit Kraft und Technik betreiben oder aber den Ki-Aspekt (die Bewusstseinskräfte) dazu entdecken. Die meisten asiatischen Kampfkünste, so auch Karate, sind von den Ursprüngen her mit Ki verbunden. Meist blieb es jedoch wenigen alten Meistern überlassen, die, als ihre körperliche Kraft nachließ, die Ki-Kraft entwickelten. Mit dieser geistig-körperlichen Haltung waren sie auch im hohen Alter in einer besonderen Kraft.
Es gibt sehr viele Bewegungssysteme, in denen der Übende auf klare Ausführungsvorgaben trifft, die Frage bleibt: wie kann ich darin mein Eigenes finden und mich entfalten?
Immer wieder kann man dem Phänomen begegnen, dass Menschen, die eine Form jahrelang geübt haben und darin den äußeren Ansprüchen entsprechen, kaum Gefühl für ihre eigenen inneren Vorgänge und Haltungen entwickelt haben. Ja, sie wurden durch die Fixierung auf die äußere Form geradezu davon abgehalten, sich darin zu begegnen. Einher geht damit, dass wir dann beginnen, zu bestimmten Haltungen oder Handlungen Vorstellungen und Bilder von Kraft, Stabilität oder Mitte zu entwickeln, die in Wirklichkeit (als dem, was tatsächlich wirkt) nicht vorhanden ist.
Es geht nicht darum, die äußere Form von Bewegungsabläufen und Techniken zu trainieren, sondern es geht um den Inhalt, die Haltung, die dahinter steht und stehen kann, um die Entdeckung und Umsetzung des Ki-Aspekts in allen Bereichen des Karate-Trainings.
Beispiele:
- Was heißt es, Raum nehmen und zu halten?
- Welche innere und äußere Haltung stärkt mich und was schwächt mich?
- Was ist die Substanz meiner Spezialtechnik und wie kann ich diese auf andere Bewegungsabläufe übertragen?
- Was heißt Mitte und Bodenkontakt?
- Wie löse ich mich aus Situationen, in denen muskulär wie intellektuell-willentlich nichts mehr geht?
- Was macht diesen außergewöhnlichen Ki-Zustand mit seiner besonderen Kraft, Beweglichkeit und Wahrnehmung aus?
- Was sind die Wirkkräfte und Wechselwirkungen, die zwischen Menschen wirken?